Sonntag, 3. Juni 2012

Meine Morgenlandreise nach Nepal - Teil 7



Mit dem Bus nach Pokhara 

Die erste Woche neigte sich dem Ende zu und ich hatte mich quasi aklimatisiert. Das heißt: es rumpelte im Darm, die hiesigen Bakterienstämme machten es sich in mir gemütlich und vermehrten sich anscheinend prächtig.
Obwohl wir Rohkost, Salat und ungeschältes Obst mieden, wurden wir von asylsuchenden Bakterien geradezu überschwemmt. Schuld daran war höchstwahrscheinlich der Lassi, der absoluten Suchtcharakter besitzt. Lassi ist ein Joghurt-Mixgetränk mit frischen Früchten und Zucker. Da wir nur Orangenlassi bestellten, wähnten wir uns bezüglich der Bakterien auf der sicheren Seite...
Trotzdem machte ich mir darüber nicht allzu viele Gedanken, ich hatte seit jeher immer einen robusten Darm. Doch nun hatte ich leiche Bauchschmerzen.

In einem kleinen Trekking-Reisebüro in Thamel hatten wir Flugtickets für den Helikopter nach Jomsom, einem Bergdorf im Himalaya, besorgt. Von dort wollten wir unsere Wandertour in die Welt der Bergriesen des Annapurna-Massivs starten. Damit unterwegs kein Tourist verloren geht, muss man auch ein sog. Trecking-Permit beantragen, ein Ausweis mit Bild, der an mehreren Polizeiposten entlang der Wanderroute abgestempelt werden muss.
Unsere Rucksäcke wogen etwa 15-18 Kilo, obwohl wir nur das Nötigste mit hatten: warme Kleidung, Ersatzschuhe, Schlafsäcke, Isomatten, Kocher und Kochgeschirr, Proviant für eine Woche, irgendwie war alles sauschwer...
Die neuen Einkäufe wogen mindestens weitere 10 Kilos, so dass wir mit dem Hotelportier ausgemacht hatten, die etlichen Tüten und Taschen hier bis zum Rückflug im Hotel zu lagern. Nur den neuen Yakwolle-Pullover steckte ich noch ein. Obwohl Frühling war, musste man in den Höhen mit allen Wettern rechnen.

Pappkartons kauende Kühe am Straßenrand

Schon wieder leichte, krampfige Bauchschmerzen.
Der Helikopter würde in Pokhara starten, etwa 200 km westlich von Kathmandu. Wir freuten uns auf die Überland-Fahrt dorthin. Endlich würden wir noch mehr Land und Leute sehen. Nur irgendwie rumpelte es tüchtig im Bauch. Und krampfte.
Ansonsten ging es mir gut auf meinem Fensterplatz im Bus.

Ich weiß nicht mehr, ob die Straße asphaltiert war, gefühlsmäßig würde ich nein sagen. Der uralte Reisebus rumpelte mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit über die Piste, an schroffen Abgründen entlang. Ich tauschte mit Heinrich den Platz, der Anblick etlicher Auto-, Bus- und LKW-Wracks in der Tiefe sorgte bei mir für Übelkeit.
Und noch mehr Grummeln im Darm.
Die Situation spitzte sich zu.
Haarnadelkurven, ständiges Hupen, Holperpiste, ich brachte unmenschliche Willenskraft auf, meinen Magen und Darminhalt bei mir zu behalten. Wenn es eine Hindugottheit der Selbstbeherrschung gibt, ich war jedenfalls ihre leibhaftige Inkarnation!

Nepal Morgenlandreise Pokhara
Riesige Luftwurzeln an einem alten Baum
Dann auf halber Strecke die Erlösung. Pause. Ich schaffte es soeben noch in die gruselige, dunkle  Toilettenkatakombe einer Garküche.
Heinrich ließ sich gefüllte Teigtaschen schmecken, ich nicht. Mir graute vor dem zweiten Teil der Fahrt.
Ich habe tatsächlich fast keine Erinnerungen daran, so sehr war ich mit mir selbst beschäftigt. Ich weiß nur noch, dass die Haarnadelkurven und Abgründe irgendwann mit einer grünen Landschaft wechselten.












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