Montag, 16. April 2012

Stumme Riesen in Holthausen

In unserem Dorf gibt es einige sehr standhafte, alteingesessene Gestalten. Dies wurde mir beim letzten Osterfeuer bewusst, als ich mich an folgendes Ereignis erinnerte:


uralt, Winterlinde, dicker Baum
Die uralte Winterlinde
Osterfeuer 2010, es gab viel fliegende Glutfetzen und der Wind kam ausnahmsweise von Süden in Richtung der alten Linde. Niemand merkte es, als die Glut sich in den hohlen Stamm hinunter fraß und nur wenn man genau hinsah, konnte man am nächsten Vormittag im Hellen eine dünne Rauchfahne aufsteigen sehen.
Ein Löschzug der Freiwilligen (gut und gerne 20 Leute) pumpte von oben durch eine natürliche Öffnung mindestens eine Stunde lang Wasser in den Baum, unten kam allerdings nichts raus ...
Dann wurde seitlich ein Fenster in den Baum geschnitten, um auch hier noch Wasser einzuleiten, doch die Linde hat einfach alles weggesoffen :-)) Die Freiwilligen auch das letzte Bier vom Vorabend :-))

Der etwa 400 Jahre alte Baum war noch vor 50 Jahren begehbar, das erzählte mir nun ein früherer Dorfbewohner. Die Kinder sind damals in seinem Inneren bis hinauf gestiegen. Doch allmählich hat er seinen Stamm geschlossen, und seit ich im Dorf wohne (20 Jahre) kenne ich ihn nur in dieser Form.

Das untere Bild zeigt zwei Fotos, durch das viereckige Fenster im Inneren des Baumes aufgenommen. Links ist deutlich die dunkle, zusammengewachsene Borke mit kleinem Sehschlitz zu erkennen.
Rechts zeigt das Innere des Baumes mit Blick nach oben.
Hier und da sind noch kleine offene Stellen, wo die Fledermäuse ein und aus fliegen ...

Winterlinde hohler Stamm
Birnbaum, alter Baum 














 Der alte Birnbaum
An Karfreitag ahnt er schon, was samstags auf ihn zukommt:
seit 30 Jahren ist der Osterfeuer- platz nur wenige Meter von ihm entfernt, und fast immer fliegt Hitze und Glut in seine Krone. Als würde er sich das ganze Jahr über daran erinnern, wächst er deshalb immer stärker in die andere Richtung und dreht sich dabei um sich selbst, da seine nächsten Äste die Hitze nicht aushalten.
Jeden Ostersamstag steht er sozusagen im Fegefeuer.
Dennoch blüht er jedes Jahr und trägt Früchte! Er lässt sich einfach nicht unterkriegen ...



Hainbuche, bizarrer Baum, Pfefferkuchenbaum
 Der Pfefferkuchenbaum
Am Dorfende wuchs vor Urzeiten eine Buchenhecke. Von ihr ist nichts geblieben, außer die Eckstämme an der Weggabelung.
Diese Stämme haben sich so geheimnisvoll verschlungen, dass sie Höhlen, Mulden und Beulen bilden, die bizarr aussehen und die Phantasie anregen.
Außerdem ist der Pfefferkuchenbaum ein mystisches Gewächs, denn im Advent, wenn ihn die Abendglut in rosa Licht taucht, wachsen in seinen Höhlungen Pfefferkuchen, die unser damals noch kleiner Leo gern einsammelte.
Hainbuche, bizarrer Stamm, Pfefferkuchenbaum


Große Eiche, Blitzschlag

Die Blitzeiche
In unserem Garten stehen vier alte Eichen. Sie sind alle ungefähr 250 Jahre alt und schützen das Haus vor den schlimmsten Stürmen.
Als Kyrill wütete fielen die mächtigen Tannen des Nachbarn binnen weniger Minuten krachend auf die Wiese vor dem Haus.
Und bei uns? Kein Dachpfännchen verschoben ... Dank der alten Eichen.
Eine von ihnen, die Mittlere, wurde vor ca. 30 Jahren von oben bis unten durch einen Blitz aufgeschnitten. Am ca 4 Meter langen Wundrand hatte sich bis zu unserem Zuzug neue Rinde gebildet, doch wirklich erholt hat sie sich davon nie. Sie hat von allen Eichen die wenigsten Blätter, Pilze wachsen unten am Stamm und im Holz wütet der Wurm.
Trotz ihres etwas gebrechlichen Erscheinens widersteht sie bisher immer noch allen Stürmen.
Ich glaube, sie liebte es auch immer, wenn Leo auf sie kletterte und in den ausladenden Ästen hoch über der Wiese schaukelte. Und wenn sich unser damals noch junger Hund Molly an das Seil in ihrem untersten Ast verbiss und ebenfalls schaukelte ...

Blitzschlag in Baum


Alle werden älter. Molly genießt es nun, unten am Stamm der Eiche zu liegen und in der Sonne zu dösen. Leo spielt nicht mehr darin, sondern sägt abgestorbene Äste heraus ...

Die alten Bäume sahen viele Lebewesen vor uns in Holthausen - und werden noch nach uns viele Neue unter sich wandeln und spielen sehen.

-Was ist Zeit- ?

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