Sonntag, 8. April 2012

Meine Morgenlandreise nach Nepal - Teil 2

Altstadtbummel in Kathmandu - Tuchläden
Das preiswerte Hotel, das uns der Taxifahrer empfohlen hatte, erwies sich als Luxusunterkunft für umgerechnet 2,50€/ Tag. Es lag mitten in der Altstadt und, vollkommen überfordert durch die visuellen Eindrücke auf der Fahrt vom Flughafen hierher, zog ich erst mal die Vorhänge zu und wollte nur noch schlafen, schlafen und nochmals schlafen. (Ist typisch für mich, auch wenn ich mir in den Finger schneide oder Post vom Finanzamt kriege. Erstmal schlafen...)

Altstadt von Kathmandu


Altstadt von Kathmandu, Straßenhändler

Heinrich, wie immer rastlos und ungeduldig und nach meinen Maßstäben krankhaft neugierig, reagierte völlig verständnislos und so liefen wir Minuten später durch Thamel, Kathmandus Altstadt.
Ich sah schon von Weitem die bunten Stoffe und Decken in den ausgeklappten Auslagen leuchten und wusste: es würde schwierig, sehr, sehr schwierig werden. Mit Heinrich.
Es hätte nur noch eine einzige Steigerung seiner folgenden Reaktion geben können, nämlich wenn man ihn ins leibhaftige Schlaraffenland geführt hätte (das, wo die gebratenen Schweine mit Messer und Gabel im Rücken rumlaufen ...)

Er kam in einen wahrhaften Rausch (nicht durch Drogen) - einen Kaufrausch! Es war, als redete er mit fremden Zungen, denn die Ladeninhaber verstanden augenblicklich seine Bedürfnisse: bunte, herrlich gemusterte indische Tuchwaren wurden meterweise vor meinen entsetzten und Heinrichs leuchtenden Augen abgerollt. Natürlich ließ er sich die Chance seines Lebens nicht entgehen und Meter um Meter wanderten in unsere Tasche.
Meterware in Kathmandu
An der nächsten Straßenecke kam dann die absolute Chance seines Lebens, anders bunte, gemusterte Stoffe, mehrere Meter lange Saris und Decken! Heinrich kaufte und schwelgte und lobpreiste die Waren, alle Verkäufer liebten ihn.

Verkäuferin in Kathmandu
Ich trug inzwischen mehrere Beutel, damit Heinrich ungehindert bei den Chancen seines Lebens zugreifen konnte ...
Konsequent verdrängte ich die Gedanken darüber, wie wir die Einkäufe bei der Trekking-Tour im Himalaya transportieren würden. Schon am ersten Tag mindestens 4 Kilo mehr an sperrigem Gepäck!

Geschäft mit Haushaltswaren in Kathmandu
Hier gibts Haushaltswaren ...

Die Stimmung in den Straßen wo ich mit Heinrich auftauchte wurde sehr fröhlich und man grüßte uns noch Wochen später wie alte Freunde wenn wir vorbei schlenderten.
Die "small Pieces", die ich mir am Flughafen wechseln ließ, fanden nun auch ihren Sinn. Es war nicht möglich zu gehen, ohne einem bettelnden Alten, Kranken, verkrüppelten Kind oder einem der allgegenwärtigen Saddhus (Spirituelle Wanderer) zu begegnen. Da wir ein unsichtbares, aber wohl deutliches Schild auf der Stirn mit der Aufschrift "weichherziger Tourist" trugen, wechselten dutzende von Rupi-Scheinen den Besitzer. Auch hier allseits fröhliche Stimmung.
Ich war fix und fertig als wir nach Stunden mit etlichen Tüten bepackt ins Hotel zurück kehrten. In meinem Hirn rotierten Bilder, Geräusche, Gesichter, Gerüche wie in einer Waschmaschine im Schleudergang. Schlafen ...

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